Wie frei ist die Literaturszene Berlins?

Kulturpolitische Diskussionsrunde mit Wibke Behrens (SPD Fachausschuss Kulturpolitik, Kulturpolitische Gesellschaft), Martin Jankowski (Berliner Literatische Aktion), Robbin Juhnke (Kulturpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus) und Delphine de Stoutz (Netzwerk freie Literaturszene Berlin). Mit Keynotes von Alexander Graeff und Janina Benduski.

Eine Veranstaltung der Berliner Literaturkonferenz in Kooperation mit rbbKultur.

Am 26. Juni in der Novilla, Hasselwerder Straße 22, 12439 Berlin. 18 Uhr, Eintritt frei. Kommt gerne dazu, es könnte spannend werden!

Der neue Vorstand des NFLB e.V. 2023

Bei der Mitgliederversammlung im Mai 2023 wurde der neue Vorstand des NFLB gewählt. Hier stellen sich die Vorstandsmitglieder vor, die sich in diesem Jahr für euch und die Belange der Literaturszene einsetzen werden.
Wenn ihr Fragen, Ideen oder Wünsche habt, zögert bitte nicht und kontaktiert uns unter vorstand (at) nflb.de!

Katy Derbyshire: 1973 in London geboren, lebt seit 1996 in Berlin und übersetzt zeitgenössische deutsche Literatur ins Englische. Zweimal für den International Booker Prize nominiert, erhielt sie 2018 den Straelener Übersetzerpreis für ihre Arbeit. Zu den von ihr übersetzten Berliner Autor*innen gehören Olga Grjasnowa, Annett Gröschner, David Wagner, Sharon Dodua Otoo, Inka Parei, Helene Hegemann und Christa Wolf. Katy ist Teilzeit-Verlegerin beim Imprint V&Q Books und Mitbegründerin eines Translation Labs, das sich seit 15 Jahren monatlich trifft. Sie ist auch Mit-Gastgeberin bei der zweisprachigen Veranstaltungsreihe Dead Ladies Show und deren Podcast.

Foto: © Nane Diehl

Laurence Barbasetti alias ErmacoVa schreibt Poesie auf Französisch, manchmal auf. Deutsch. Ihre Gedichte wurden in Literaturzeitschriften, u. a. Stadtsprachen, Revue fragile, Manuskripte, L’Allume feu
veröffentlicht. 2021 erhält Sie das Recherchestipendium
nichtdeutschsprachiger Literatur des Berliner Senats. Seit 2020
engagiert sie sich im Netzwerk französischsprachiger Autorinnen in Berlin und arbeitet daran, digitale Literatur in einem
deutsch-französischen Kontext zu veröffentlichen. Mit der Dichterin Neïtah Janzing gründet sie 2021 das U8 Kollektiv und organisiert poetische Aktionen im öffentlichen Raum. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Foto: Hanna Boussouar

Ingeborg Robles ist eine deutsch-spanische Schriftstellerin. Sie wuchs in Kontakt mit zwei großen Flüssen auf, dem Guadalquivir in Sevilla und dem Rhein in Bonn. Sie hat einen Master of Philosophy in Europäischer Literatur vom Queen’s College der University of Oxford erlangt und schrieb eine Dissertation über Thomas Mann. Nach längeren Aufenthalten in den USA, England und Italien zog sie 2014 nach Berlin. Ihr Gedichtband Auriculares para Ulises (Valparáiso Ediciones) wurde 2021 veröffentlicht und war u.a. Finalist des Internationalen Vicente-Huidobro-Poesiepreises. Sie organisiert und moderiert zusammen mit Pepe Pizzi den Salón Berlinés – live Salon und Podcast.

Foto: Ruthe Zuntz

Lena Tietgen, geb. 1957 in Hamburg, freie Journalistin und Schriftstellerin. Nach Stationen in der Rechtswissenschaft, Metallografie und Pädagogik studierte sie Erziehungswissenschaft, Philosophie und Literaturwissenschaft. Seit 2002 lebt sie in Berlin.

Foto: Hans Schrieber

Nora Lachmann: Geboren in Berlin. Ummauert aufgewachsen — die Welt entdeckt in der Literatur. Nach einem ersten Leben als Psychotherapeutin nun als Übersetzerin englischer Belletristik und Autorin von Prosatexten unterwegs.

Im Vorstand hauptsächlich zuständig für die Finanzen, alle Anfragen hierzu bitte an: nora.lachmann@nflb.de

Foto: Claudia Haarmann

Aylin Ünal wurde 1986 in Berlin geboren. Ihre Kurzprosa veröffentlicht sie seit mehreren Jahren regelmäßig in Literaturzeitschriften und Anthologien sowie im Rahmen von Literaturwettbewerben. Derzeit arbeitet sie an ihrem Debütroman. Neben ihrem schriftstellerischen Schaffen absolvierte Aylin Ünal ein Studium der Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität mit einem Studienaufenthalt in Island sowie einen Master in European Societies an der Freien Universität.

Foto: Imanuel Scheiko

Elke Cremer lebt und arbeitet als freischaffende Autorin in Berlin. Von ihr sind der kollaborative Lyrikzyklus „Die Mandarinenorakel“ gemeinsam mit Eva Brunner (2021) und ihr Lyrikdebüt „Aufriss ohne Häuser“ (KLAK Verlag Berlin 2022) erschienen. Sie erhielt den Lyrikförderpreis der GEDOK Heidelberg und 2017 sowie 2022 den Deutschen Hörfilmpreis.

Foto: Kerstin Koletzki

09.03.2022 – NFLB Stammtisch

Liebe Mitglieder des NFLB,
Liebe Literaturszene,

Wir freuen uns, euch im BrotfabrikKabinett (Brotfabrik Berlin, Caligariplatz 1, 13086 Berlin) begrüßen zu dürfen, das ab Oktober 2021 zum Ensemble der vielen Veranstaltungsorte und Räume in der Brotfabrik als neuer Ort hinzukommt. Es ist über den Hof der Brotfabrik zugänglich und wird von der BrotfabrikLiteratur betrieben.

Der nächste NFLB-Stammtisch findet am Mittwoch, den 09. März 2022 um 19:00 Uhr statt. Es gilt die 3G-Regel! 

Wir würden uns freuen, wenn ihr vorbeischaut, den NFLB und seine Mitglieder kennenlernt und mit uns ins Gespräch kommt. Wie ihr wisst, sind alle eure Fragen und Anliegen rund um die Literatur in unserer Stadt erwünscht. Der Stammtisch bietet Raum für ein zwangloses Beisammensein und Gesprächsthemen aller Art. Und: Vergesst nicht, Flyer oder anderes Infomaterial zu euren Projekten mitzubringen!

Facebook Event

Nächste Termin : 13 April 2022, 19h, Brotfabrik

Aktueller Vorstand

V. l. n. r.: Moritz Malsch, Nina Bußmann, Blanka Stipetic, Delphine de Stoutz und Nora Lachmann

Auf der Mitgliederversammlung vom 17.04.2021 wurde turnusgemäß ein neuer Vorstand gewählt. Neu hinzugestoßen sind Blanka Stipetic und Delphine de Stoutz als Dorota Stroinska als Stellvertretende Vorsitzende, Nina Bußmann als Schriftführerin, und Nora Lachmann als Kassenwartin. Dorota Stroinska, Lea Schneider, Paula Fürstenberg, Caca Savic sind ausgeschieden – wir danken Ihnen herzlich für die vielen Impulse und die geleistete Arbeit.

Neuer Vorstand

V.l.n.r.: Moritz Malsch, Dorota Stroinska, Lea Schneider, Paula Fürstenberg, Caca Savic

Auf der Mitgliederversammlung vom 15.02.2020 wurde turnusgemäß ein neuer Vorstand gewählt. Neu hinzugestoßen ist Dorota Stroinska als Stellvertretende Vorsitzende. Alexander Lehnert ist ausgeschieden – wir danken ihm herzlich für die vielen Impulse und die geleistete Arbeit.

Anke Stelling: Keynote zum nflb-Sommerempfang (17.08.19)

Bei einer Lesung in Frankfurt Anfang Juni fragte mich die Moderatorin, warum Resi – die Protagonistin meines Romans ‚Schäfchen im Trockenen‘ und als Schriftstellerin tätig wie ich – eigentlich stets so betone, dass sie ‚Schriftstellerin von Beruf‘ sei. Ob das was anderes wäre als einfach nur Schriftstellerin?
Puh, dachte ich, ja, gute Frage. Im Grunde einer der Kernpunkte des gesamten Romans. Warum hatte mich bisher noch niemand darauf angesprochen? Ich suchte also nach einer Antwort und meinte dann, dass der Roman von Geld sowie Statusfragen handelt, und deshalb auch von der Frage, ob Schreiben überhaupt ein Beruf sei. Also etwas, womit man zum einen Geld verdienen kann, es zum andern aber auch verdient hat, welches zu verdienen. Also eine Tätigkeit, die die Gesellschaft braucht.
Genau so wie sie Landwirte und Ärzte und Heizungsinstallateure braucht, weshalb es gut und dankens- und auch Geld wert ist, wenn jemand diesen Job übernimmt. Oder – um das jetzt auch noch mal als Idee in den Raum zu stellen – das Schreiben am Ende doch nur ein hübsches, im Grunde aber überflüssiges Hobby darstellt, wofür es anmaßend ist, auch noch Geld zu verlangen.

Für Resi im Roman stellt sich die Frage deshalb so dringend, weil sie mit einem Mal deutlich mehr Geld braucht, als sie mit Schreiben verdient. Zum zweiten aber auch deshalb, weil sie mit dem, was sie schreibt, ziemlich aneckt.
Und so, wie die Bauern die Massentierhaltung damit rechtfertigen, dass die Leute aber durchaus jeden Tag Fleisch essen wollen, will Resi ihr Schreiben gerne damit rechtfertigen, dass die Leute aber schließlich was Interessantes lesen wollen. Also bitte. Soll’n sie froh sein, dass jemand sich die Finger schmutzig macht.

Ich hatte beim Schreiben von ‚Schäfchen im Trockenen‘ bereits ziemlich Sorge, ob es klug ist, einen Roman, der von Klassismus handeln soll, anhand einer Protagonistin zu erzählen, die im Literaturbetrieb arbeitet. Eben weil die Frage, ob es überhaupt notwendig ist, dass irgendwer das tut, schon die erste sein könnte, bei der dieses Vorhaben steckenbleibt.
Und tatsächlich bin ich dann auch häufig mit der Ansicht konfrontiert worden, dass ich wohl besser eine hart arbeitende Erzieherin oder Krankenschwester oder sonst eine zu Unrecht unterbezahlte Frau in einem echten, abgehängten Elendsviertel und mit einem echten, eindeutig notwendigen Beruf hätte in den Mittelpunkt des Romans stellen sollen – statt eine auf hohem Niveau jammernde Luxuskreative.

Bei einer Lesung in Potsdam Ende Mai meinte ein Zuhörer, warum Resi denn nicht einfach Lehrerin geworden sei. Lehrer sei ein ehrenwerter Beruf, werde immer und zur Zeit besonders dringend gebraucht, und eine Familie könne man mit dem, was man dabei verdiene, auch gut ernähren. Eine Lehrerin im Publikum erwiderte darauf, dass es seltsam sei, dass alle Welt glaube, es sei so schön und bequem, Lehrerin zu sein. Und dass jeder und jede das einfach so könne. Der Mann, der es vorgeschlagen hatte, bekam trotzdem noch einigen Beistand von anderen Leuten aus dem Publikum, und hätte man nach der Diskussion abgestimmt, wäre, schätze ich, die Mehrheit dafür gewesen, dass Resi doch wirklich besser Lehrerin geworden sei.
Mein zaghafter Einwand, dass ich sie schon bewusst als Schriftstellerin konzipiert hätte, wurde mit der Bemerkung „Gut, dann ist sie aber auch selbst schuld“ vom Tisch gewischt.
Mein zaghafter Hinweis, dass die Floskel „Selbst schuld“ doch ein tragendes und extrem ausgebautes Motiv des Romans darstelle – tatsächlich hatte ich aus dem Kapitel, das mit dieser Floskel überschrieben ist, vorgelesen – wurde achselzuckend zur Kenntnis genommen.

Lesungen sind toll. Nicht nur, weil man als Schriftstellerin damit Geld verdienen kann, man lernt auch wirklich sehr viel.
Man lernt was über den Text, den man vorstellt – mir war zum Beispiel gar nicht bewusst gewesen, dass Resi dieses „von Beruf“ tatsächlich mehrfach betont.
Man lernt, dass auch ein bewusst ausgebautes Motiv nicht zwingend als solches wahr- und ernstgenommen wird.
Man lernt was über diverse Lesarten und allgemein gültige Glaubenssätze, über Gruppen- und Diskussionsdynamik; man kann spielen, man sei Lehrerin – was tatsächlich nichts ist, das jeder und jede einfach so kann. Ich zum Beispiel eher nicht.
Man kann üben, Schriftstellerin zu sein. Eine, die geliebt und gefeiert wird – oder eine, die in Frage gestellt und korrigiert wird. Die vielleicht besser hätte Lehrerin werden sollen, aber jetzt eben auch weiß, dass das sicher kein Ausweg für sie gewesen wäre: wenn sie noch nicht mal ein Lesungspublikum im Griff behalten kann.

Landwirte sind übrigens auch extrem angreifbar. Ich weiß das, weil ich einen im Bekanntenkreis habe. Er ist wütend auf Städter, Ökos und Tierschützer. Er verteidigt verbissen seine Subventionierung. Er lässt sich nicht gern reinreden von Leuten, die keine Ahnung haben – muss er aber, weil einfach jeder und jede einen Bauernhof im Kopf hat, wie er und sie ihn sich so wünscht.
Ich habe diesen Bekannten noch nie sagen hören, er sei ‚Landwirt von Beruf‘, aber ich könnte es ihm raten, weil, wie ich jetzt weiß, damit mehreres auf einmal gesagt ist: Ich hab verdient, damit Geld zu verdienen. Ich mach das nicht zum Spaß, ich mach das auch für euch. Sagt ihr mir nicht, wie ich’s zu machen habe, denn euer Zugang dazu und eure Vorstellung davon sind begrenzt.
Er erholt sich, indem er sich mit seinesgleichen zusammensetzt. Sich im Bauernverband engagiert. Noch einen Stall anbaut und noch einen, der größte und modernste und reichste Bauer der Umgebung wird – dann spricht der Erfolg nämlich für sich.

Was einen aber offenbar auch nicht rettet. Ich dachte ja, ich säße inzwischen wirklich fett drin. Und dann Potsdam!
Und ich hab das durchaus ernst gemeint: Ich finde gut, wenn man was lernt. Weil: hinterher ist man schlauer.
Aber währenddessen ist es schon auch ziemlich anstrengend.
Wie konnten mir meine Autorität, mein mithilfe von Resi erarbeitetes Selbstverständnis als Schriftstellerin so rasch abhanden kommen? Warum nützten mir weder Auszeichnungen noch Verkaufserfolg?
Sie wollten mir einfach nicht folgen. Am Schluss meinte eine ältere Dame tröstend, dass ich vielleicht beim nächsten Buch mal einen Lektor heranziehen sollte. Das sei hilfreich, um klarer herauszuarbeiten, worum es einem eigentlich geht.

Gleichzeitig war diese anstrengende Erfahrung aber eben auch äußerst ermutigend.
Der Praxistest hatte bewiesen, dass es richtig gewesen war, Resi Schriftstellerin sein zu lassen. Der Common Sense im Potsdamer Publikum hatte Resis Verunsicherung, ihr Gefühl, selbst schuld zu sein, die Fragilität ihres Status’ und die Fragwürdigkeit ihres Dagegenredens vollauf bestätigt! Sie konnte offenbar wirklich nicht darauf vertrauen, dass die Allgemeinheit der Ansicht war, Schriftstellerin sei ein Beruf wie Lehrerin oder Landwirt. Sie hatte sich nicht nur eingebildet, dass viele Leute davon ausgingen, man müsse sich das schon leisten können: Schriftstellerin zu sein.
Genau das hatte ich doch gewollt. Dass die Klassenfrage aufkam. Die Frage, wer sich was leisten kann. Wer was von Vornherein verkörpert und wer mühselig immer wieder von vorne anfängt.
Vielleicht nicht derart live – indem eine ältere Dame mir begütigend zuspricht – aber hey, this is performance. Let it go, let it speak for itself!

Dass genau das das Wesen von Kunst ist, muss ich mir selbst auch immer wieder klarmachen. Ich werfe eine Geschichte, Figuren, meine Art, die Welt zu erleben, in den Ring – was daraus folgt und wie es verstanden wird, entzieht sich meiner Kontrolle.
Klar ist es toll, wenn’s auf jemanden trifft, der genau das darin sieht, was man selbst meint, damit gemeint zu haben. Aber so, wie es noch ein bisschen toller ist, wenn jemand noch mehr darin sieht – auch etwas, von dem man nicht wusste, dass es überhaupt drinsteht – ist es auch toll, wenn sich einfach nur die Frage oder Unverständnis oder Befremdetsein breitmachen. Nicht so leicht auszuhalten. Dafür Stoff für den nächsten Roman.

Oder zumindest für diese Keynote.
In der ich sagen möchte:
Die Gesellschaft braucht Literatur.
Die Gesellschaft braucht Literaturveranstaltungen.

Die Kunst kann es sich nicht leisten, nur von denen gemacht zu werden, die es sich leisten können.
Die Kunst hat keinen Preis und keinen kontrollierbaren Wert. Wie auch, wo sie doch noch nicht mal ein kontrollierbares Rezeptionsergebnis hat!
Und das ist gut, das muss genau so sein. Darin zeigt sich überhaupt erst ihr Wesen.

Anke Stelling

Eindrücke von der nflb-Pressekonferenz: Wo ist die Literatur?

„Wenn ich die tagesschau anschalte, höre ich Spitzenpolitiker*innen darüber sprechen, dass wir neue Erzählungen von Deutschland brauchen, neue Erzählungen von Europa und gegen die Verrohung des Diskurses, gegen die Verrohung der Sprache annarbeiten müssen. Genau das wird in Berlin jeden Tag geleistet: in unabhängigen Verlagen, in Literaturzeitschriften, bei den Lesereihen. Ich frage mich, warum dafür nur 360.000€* da sind.“ (Tillmann Severin auf der nflb-Pressekonferenz, 13.08.2019) *Die Zahl bezieht sich auf den Aufwuchs für die freie Literaturszene im aktuellen Haushaltsentwurf.

Wir danken allen Teilnehmer*innen der heutigen Pressekonferenz für ihr reges Interesse ebenso wie unseren Kooperationspartnern VS, VFLL, VdÜ, KdfS, Unabhängige Lesereihen, Junge Verlagsmenschen und BücherFrauen ganz herzlich für ihre Unterstützung!

Pressemitteilung: Berliner Senat stellt neuen Haushaltsentwurf vor – freie Literaturszene weiter strukturell benachteiligt

Berlin, 31.07.2019

Der Berliner Senat hat im Juli seinen Entwurf für den Doppelhaushalt 2020/2021 vorgestellt. Der Kulturhaushalt wächst von 538,8 Mio. Euro 2019 auf 593,2 Mio. Euro 2020 und 606,8 Mio. Euro 2021. Mithin ergibt sich ein Aufwuchs von 68 Mio. Euro. Auf die Förderung der freien Szene entfallen Steigerungen um 17,8 Mio. Euro (2020) bzw. 20,6 Mio. Euro (2021). Angesichts dieser hervorragenden Zahlen ist die Situation in der Sparte Literatur ernüchternd: Der Aufwuchs von 360.000 Euro entspricht lediglich 1,7 Prozent des Aufwuchses für die gesamte freie Szene.

Dies ist insbesondere enttäuschend, da die Literatur im Vergleich zu anderen Sparten strukturell noch immer erheblich unterfinanziert ist. So entfielen auf die Förderung der freien Literaturszene über Stipendien und Projektförderungen im Jahr 2018 lediglich gut 1,1 Mio. Euro. Die freie Darstellende Kunst wurde beispielsweise mit über 27 Mio. Euro gefördert. Zum Vergleich: Allein die Staatsoper unter den Linden wird im Haushaltsentwurf mit fast 50 Mio. Euro finanziert.

„Zusätzliche Arbeitsstipendien für Autorinnen und Autoren sowie die Öffnung des Projektmittelfonds für Literaturzeitschriften und Verlage sind zwar begrüßenswert, jedoch wurde die Chance auf die längst fällige strukturelle Verbesserung des Fördersystems im Bereich Literatur vertan“, so Moritz Malsch, Vorstandsmitglied des Netzwerks freie Literaturszene Berlin e.V. (NFLB). „Das ist besonders bedauerlich, weil wir mit unseren Mitgliedern hier viele richtungsweisende Ideen entwickelt haben.“ Das NFLB schlägt daher unter anderem eine Basis- und Konzeptförderung für literarische Initiativen vor, die auch Verlage und Literaturzeitschriften einbezieht, sowie Stipendien für Übersetzer*innen und literarische Kurator*innen. „Warum eine Basis- und Konzeptförderung in der Darstellenden Kunst möglich ist, im Literaturbereich aber nicht, ist völlig unverständlich“, ergänzt Lea Schneider, ebenso Vorstandsmitglied im NFLB, „denn gerade Lesereihen und Lesebühnen fallen ohne eine solche Förderung durchs Raster. Dabei sind sie wichtige Eckpfeiler der Berliner Literaturszene, über die sich junge Autorinnen und Autoren einen Namen machen können. Wir hoffen, dass das Abgeordnetenhaus hier noch wesentlich nachbessert.“ Die Gelegenheit, hier die ersten Schritte zu tun, ergibt sich für die Fachpolitiker*innen bei der ersten Lesung des Kulturhaushalts im Kulturausschuss am 19.8.2019.

Wir laden Sie herzlich zu unserer Pressekonferenz am 13.8.2019 um 11 Uhr in der Lettrétage, Mehringdamm 61, 10961 Berlin, ein – dort bieten auch Autor*innen, Verleger*innen und andere Akteur*innen der freien Literaturszene konkreten Einblick in die Situation der freien Szene, darunter Odile Kennel, Andrea Scrima, Tillmann Severin und Andrea Schmidt. Umfangreiche Pressematerialien finden Sie ab 13.8.2019 unter www.nflb.de/presse.

Am Samstag, den 17.8.2019 ab 19 Uhr findet im ACUD in Berlin-Mitte der Sommerempfang der freien Literaturszene Berlins statt. Beteiligt an Pressekonferenz und Empfang sind folgende Kooperationspartner: VS, VFLL, Bücherfrauen, VdÜ, Junge Verlagsmenschen, Unabhängige Lesereihen. Anmeldung zu Empfang und Pressekonferenz unter monika.jorge.mateo@nflb.de.

Das Netzwerk freie Literaturszene Berlin (NFLB e.V.) wurde 2013 gegründet und versteht sich als Interessenvertretung der rund 10.000 Berliner Autor*innen, Übersetzer*innen, freien Literaturveranstalter*innen und Independent-Verleger*innen gegenüber der Landespolitik und der Öffentlichkeit. Für Fragen und weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne unter vorstand@nflb.de zur Verfügung.